Öffentlichkeitsarbeit

Physikerin des Monats - April 2025

Emma Järvinen auf einer Flugmesskampagne (Foto: Prof. Dr. Emma Järvinen).

„Hallo, meine Name ist Emma Järvinen. Ich bin Atmosphärenphysikerin und seit Oktober 2024 Universitätsprofessorin an der Bergischen Universität Wuppertal. Zuvor leitete ich von 2020 bis 2024 eine Helmholtz-Nachwuchsgruppe am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Davor war ich als Postdoc am National Center for Atmospheric Research in Boulder, Colorado, tätig. Meine Promotion habe ich 2016 am KIT abgeschlossen, nachdem ich zuvor meinen Bachelor- und Masterabschluss in Physik an der Universität Helsinki erworben hatte.“

Was war Ihre Motivation, Physik zu studieren und was möchten Sie mit Ihrer Arbeit in der Physik erreichen?

„Seit meiner Kindheit habe ich davon geträumt, im Bereich der Naturwissenschaften zu arbeiten, da ich davon überzeugt bin, dass es uns Menschen – auch wenn wir nur kleine Wesen sind – möglich ist, die Naturgesetze zu verstehen. Dieser Gedanke hat mich bis heute begleitet und treibt mich immer noch an. Darüber hinaus habe ich inzwischen die Vorstellung, dass ich mit meiner Arbeit zu gesellschaftlich wichtigen Themen beitragen kann, wie zum Beispiel das Verständnis des Klimawandels zu verbessern und dessen Entwicklung besser vorherzusagen.“

Warum haben Sie sich für die Arbeit an der BUW entschieden?

„Ich habe mich für die Universität Wuppertal entschieden, da sie eine der wenigen Universitäten in Deutschland ist, an der man Atmosphärenphysik studieren kann. Die Universität hat in diesem Bereich auch eine angesehene Forschungsgeschichte, insbesondere durch ihre Beteiligung an der deutschen Forschungsflugzeugplattform HALO (High Altitude and Long Range Research Aircraft) seit deren Beginn. HALO ist eine der bedeutendsten europäischen Plattformen zur Erforschung der oberen Atmosphäre. Außerdem bin ich von der Mission der Universität überzeugt, Frauen für MINT-Berufe zu begeistern, und bin stolz darauf, eine Rolle in dieser Mission zu spielen.“

Woran arbeiten Sie gerade?

„Zurzeit erforsche ich experimentell die Eigenschaften von Eiskristallen in der Atmosphäre, die für ihre schönen Phänomene wie Halos bekannt sind. Allerdings haben sie auch einen schlechten Ruf als atmosphärische Erwärmer. Ich arbeite daran, deren Darstellung in Klimamodellen zu verbessern, um die Unsicherheiten in der Modellierung atmosphärischer Partikel zu verringern und ihre Auswirkungen auf das Klima besser zu verstehen.

Meine Forschungsgruppe betreibt ein Messinstrument an HALO sowie an anderen Forschungsflugzeugen. Wir sind verantwortlich für die Kalibrierung und Vorbereitung des Instruments für Messkampagnen und werten anschließend die gesammelten Daten aus. Neben experimentellen Physiker*innen gehören auch Theoretiker*innen zu unserem Team, die Simulationen zu den Lichtstreueigenschaften atmosphärischer Partikel durchführen.

Die enge Zusammenarbeit zwischen experimenteller und theoretischer Physik innerhalb unserer Gruppe ist von entscheidender Bedeutung, da sie eine schnellere Integration von Messergebnissen in Simulationen ermöglicht. Darüber hinaus kooperieren wir mit weiteren Modellierungsgruppen, um ein umfassenderes Verständnis atmosphärischer Prozesse zu gewinnen.“

Welche Rolle spielen Frauen in der Physik für Sie?

„Frauen waren in der Physik immer unterrepräsentiert, aber die Herausforderungen der heutigen Welt erfordern den Beitrag aller. Je vielfältiger der Hintergrund der Forschenden ist, desto kreativer und innovativer können die Lösungen werden.“

 Wer ist Ihr Vorbild in der Physik und warum?

„Mein Vorbild in der Physik sind Marie und Pierre Curie. Sie arbeiteten als Ehepaar im selben Fachbereich und bildeten dadurch ein besonders starkes Team. Es ist schade, dass heutzutage immer noch Paare, die im selben Bereich arbeiten, oft skeptisch betrachtet werden, obwohl es nur Vorteile bringt, wenn man sich sowohl beruflich als auch privat gut versteht und sich gegenseitig unterstützen kann.“

Mit welchem Klischee möchten Sie aufräumen?

„Ein häufiges Klischee in der experimentellen Physik ist, dass Frauen nicht mit Werkzeugen umgehen können oder mit lackierten Nägeln kein Messgerät justieren sollten. Technisches Verständnis hängt nicht vom Aussehen ab.“

Was möchten Sie anderen, insbesondere Frauen, in der Physik mit auf den Weg geben?

„Mit Ausdauer und Entschlossenheit kann man viel erreichen. Bleiben Sie neugierig, stellen Sie Fragen und lassen Sie sich nicht von Zweifeln aufhalten.“

Was würden Sie einem/einer Studieninteressierten raten, der/die überlegt, Physik an der BUW zu studieren?

„Mehrere Forschungsgruppen in der Physik an der BUW betreiben Spitzenforschung auf internationalem Niveau – also kein schlechter Ort, um ein Physikstudium zu beginnen!“

Was macht den Ort Wuppertal zum Arbeiten für Sie aus?

„Ich bin noch dabei, Wuppertal kennenzulernen, aber die grünen Hügel und Parks fallen sofort positiv auf.“

Was ist das „Nerdigste“, das Sie je gemacht haben?

„Ob es ‚nerdig‘ ist oder einfach nur Leidenschaft für die Physik – das liegt wohl im Auge des Betrachters. Experimentelle Physik führt oft dazu, dass man bis spät in die Nacht im Labor steht, weil ein Messaufbau endlich funktioniert oder spannende Daten hereinkommen.“

Was ist Ihr Ausgleich in der Freizeit?

„In meiner Freizeit verbringe ich viel Zeit mit meiner Familie, mache Sport und gehe laufen. Manchmal male ich auch mit Ölfarben – ein schöner Kontrast zur Physik, weil das Endergebnis nicht immer völlig in meiner Hand liegt.“

Möchten Sie den Studierenden und Studieninteressierten sonst noch etwas mitgeben?

„Physik ist ein spannendes Feld mit vielseitigen Karrieremöglichkeiten – auch für Frauen!“

Vielen Dank für das Interview, Frau Järvinen!

Mehr Informationen zur Atmosphärenphysik gibt es hier

Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten zu Frau Järvinen gibt es unter diesem Link.

Am 1. Mittwoch eines Monats wird hier die neue ,,Physikerin des Monats'' vorgestellt.

Die vollständigen Interviews der ehemaligen ,,Physikerinnen des Monats'' gibt es unter diesem Link.

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