Physikerin des Monats - Mai 2025

Lea Hochkirchen. (Foto: AStA BUW)
„Hi, ich bin Lea Hochkirchen, 25 Jahre alt, komme ursprünglich aus Aachen und studiere momentan im Bachelor of Science Physik. Neben dem Studium war ich immer auch ehrenamtlich aktiv, z.B. bei den Students for Future Wuppertal oder im AStA (für Nachhaltigkeit, politische Bildung, Feminismus oder als Vorsitzende). Außerdem habe ich eine SHK-Stelle am transzent, dem Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit. Inzwischen bin ich mir sehr sicher, dass ich mich mit meinem Master auch mehr in diese Richtung orientieren möchte. Mein Physik-Studium hat mir aber trotzdem viel beigebracht und mir überhaupt erst ermöglicht, an diesen Punkt zu kommen. Ich mag die Art zu Denken und hab Spaß daran, zu verstehen, wie unsere Welt funktioniert, sehe mich aber langfristig doch in einem Bereich, der eine etwas direktere gesellschaftliche Rückkopplung hat.“
Was war deine Motivation, Physik zu studieren?
„Irgendwann in der Mittelstufe war ich beim Girls'Day an einem Institut der RWTH Aachen, das sich viel mit erneuerbaren Energien beschäftigt. Da ging es auch um Geothermie. Die Möglichkeit, Energie einfach aus der Erde zu „gewinnen“, fand ich super faszinierend. Ich hab nachgefragt, was ich machen muss, um das später auch mal zu machen, und danach fand ich Physik interessant – später hab ich dann auch den Physik-LK gewählt. Trotzdem habe ich lange zwischen dem MINT-Bereich und sozialer Arbeit geschwankt, da ich mich dort auch immer gesehen habe und mir z.B. auch mein Freiwilligendienst auf einem Abenteuerspielplatz sehr gut gefallen hat. Irgendwann habe ich mich aber entschieden, dass es einfacher ist, meine Interessen im sozialen Bereich parallel über Ehrenämter abzudecken.
Am Physikstudium angesprochen hat mich damals, dass es einem später mehr Möglichkeiten bietet, da es einen breiter aufstellt als ein ingenieurswissenschaftliches Studium und dabei trotzdem angewandter ist als z.B. in der Mathematik.“
Warum hast du dich für das Studium an der BUW entschieden?
„Ich hatte Lust auf das Abenteuer, in eine neue Stadt zu ziehen – die sollte aber weder zu groß noch zu klein und am besten in NRW oder am Meer sein. Außerdem war mir wichtig, dass die Uni „mittelgroß“ ist, damit es genug Themenvielfalt und Menschen zum Kennenlernen gibt, die Betreuung aber trotzdem gut ist. Die Geschichten über die übervollen Bachelorstudiengänge an der RWTH, wo die Studierenden oft nur Nummern sind, haben mich abgeschreckt. Wuppertal hat im CHE-Hochschulranking bei der Betreuung gut abgeschnitten und außerdem stand da was von überdurchschnittlich vielen „interdisziplinären Abschlussarbeiten“. Das hat mich auch angesprochen, da ich damals verschiedene Bereiche in der Physik interessant fand. Ich bin dann einfach in verschiedene Städte gefahren und hab mich in Vorlesungen gesetzt. Das hat mir in Wuppertal ganz gut gefallen und ich hab mich in der Stadt auch direkt wohl gefühlt. Bonn war noch lange im Rennen, aber hier war es dann deutlich einfacher ein (bezahlbares) Zimmer in einer netten WG zu finden.“
Wer ist dein Vorbild in der Physik und warum?
„Die Frage ist super wichtig, da uns Vorbilder glaube ich oft mehr beeinflussen als uns bewusst ist. Trotzdem finde ich sie gar nicht so einfach zu beantworten, weil die Leistungen von Frauen ja oft sehr unsichtbar gemacht wurden. Ich freue mich jedes Mal sehr, wenn ich etwas über die Entdeckungen einer Frau lerne, die ich vorher nicht kannte – letztes Jahr z.B. über Laura Bassi, die dafür verantwortlich war, dass schon 1752 ein erster Blitzableiter in Italien installiert wurde. Aber auch aktuell und an der BUW gibt es viele Menschen, die wirklich spannende Sachen machen: Ich nehme mir an allen ein Vorbild, die sich nicht verbiegen, ganz unterschiedliche Hürden überwinden und das machen, worauf sie Lust haben.“
Mit welchem Klischee möchtest du aufräumen?
„Ich kann gut in Mathe UND Deutsch sein. Auch in der Physik gibt es Menschen, die sich nicht nur für ein Spezialgebiet interessieren, sondern Lust haben, über den Tellerrand hinaus zu gucken.
Nur weil ich mich als Frau schon früh für den MINT-Bereich interessiert habe, heißt das nicht, dass ich auch in den Bereich gehen muss, weil das ja „so was besonderes ist“ und ansonsten irgendwie Verschwendung wäre. Offensichtlich ist das unsinnig, aber leider trotzdem noch eine weit verbreitete Annahme.“
Was macht den Ort Wuppertal zum Studieren für dich aus?
„Ich finde richtig schön, wie viele Wuppertaler*innen ihre Stadt aktiv mitgestalten. Dadurch, dass die Mieten noch nicht so hoch sind, wie in vielen anderen Städten gibt es auch genügend (Frei-)Räume, in denen neue Projekte entstehen können – völlig egal ob das der Bau der Nordbahntrasse, Projekte wie Mampferando, Kulturangebote oder die vielen Studierenden, die sich an der Uni engagieren, sind.
Außerdem wohne ich so, dass ich schnell in der Natur bin und trotzdem (theoretisch) überall hinlaufen kann. Meistens ist mir der Berg zur Uni dann aber doch zu steil… ;)“
Was ist das „Nerdigste“, das du je gemacht hast?
„Dadurch, dass ich selbst irgendwann politisch sehr aktiv war, ist mein Interesse in dem Bereich auf jeden Fall auch gewachsen. Manche meine Freund*innen behaupten, dass es mich zum Nerd macht, dass wir uns irgendwann das Ziel gesetzt haben, alle Bezirksvertretungen in Wuppertal mindestens einmal zu besuchen… xD“
Möchtest du den Studierenden und Studieninteressierten sonst noch etwas mitgeben?
„Physik studieren ist oft sehr anstrengend, macht aber auch Spaß. Guckt trotzdem mal zur Seite und sucht euch einen guten Ausgleich. Mich hat es sehr bereichert, mich nicht nur mit anderen Physiker*innen zu unterhalten, sondern auch in Hochschulgruppen/bei Hobbys/im Engagement/... andere liebe Menschen kennenzulernen.
Die Uni ist gestalt- und veränderbar – vor allem wenn wir uns verbünden und gemeinsam gegen Ungerechtigkeiten und für unsere Werte einstehen! Falls ihr eine Idee habt, aber nicht wisst, wo ihr anfangen könnt, schreibt doch einfach mal eurer Fachschaft oder dem AStA.“
Vielen Dank für das Interview, Lea!
Mehr Informationen zum Physikstudium an der BUW gibt es hier.
Am 1. Mittwoch eines Monats wird hier die neue ,,Physikerin des Monats'' vorgestellt.
Die vollständigen Interviews der ehemaligen ,,Physikerinnen des Monats'' gibt es unter diesem Link.
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Ehemalige Physikerinnen des Monats

Physikerin des Monats - Mai 2023: Sarah Kirchhoff (Bild: Sarah Kirchhoff/BUW)

Physikerin des Monats - Juni 2023: Anna Vorländer (Bild: Johanna Kraus/BUW)

Physikerin des Monats - Juli 2023: Minori Nohara (Bild: Verena Senger)

Physikerin des Monats - August 2023: Jana Günther (Bild: Lukas Varnhorst/BUW)

Physikerin des Monats - September 2023: Ronja van Luijt (Bild: Melanie Joan Weitz/BUW)

Physikerin des Monats - Oktober 2023: Chloé Gaudu (Bild: Alexander Sandrock/BUW)

Physikerin des Monats - November 2023: Julia Besproswanny (Bild:Franz Eckelt/BUW)

Physikerin des Monats - Dezember 2023: Johanna Kraus (Bild: Maren Stratmann/BUW)

Physikerin des Monats - Januar 2024: Lena Tarrach (Bild: Frederic Braun/BUW)

Physikerin des Monats - Februar 2024: Veronika Vašíčková (Bild: Radim Vašíček)

Physikerin des Monats - März 2024: Maren Stratmann (Bild: Prof. Dr. Wolfgang Wagner/BUW)

Physikerin des Monats - April 2024: Wiebke Heinz (Bild: Lena Tarrach/BUW)

Physikerin des Monats - Mai 2024: Katerina Lipka (Bild: Ana Ventura Barroso)

Physikerin des Monats - Juni 2024: Melike Karasu Konerding (Bild: Melanie Joan Weitz/BUW)

Physikerin des Monats - Juli 2024: Laura Struckmeier (Bild: Philip Rouenhoff/BUW)

Physikerin des Monats - August 2024: Rukije Uzeiroska-Geyik (Bild: Lena Tarrach/BUW)

Physikerin des Monats - September 2024: Paula Lippert (Bild: Elena Lippert)

Physikerin des Monats - Oktober 2024: Colleen Seidel (Bild: Lena Tarrach/BUW)

Physikerin des Monats - November 2024: Melanie Joan Weitz (Bild: Chloé Gaudu/BUW)

Physikerin des Monats - Dezember 2024: Marie Moosburger (Bild: Prof. Dr. Michael Karbach/BUW)

Physikerin des Monats - Januar 2025: Shayma Wahdan (Bild: privat)

Physikerin des Monats - Februar 2025: Patricia Tan (Bild: Lukas Kretschmann/BUW)

Physikerin des Monats - März 2025: Lea Debus (Bild: Marjan Abed Pour, Bearbeitung: Wolfram Debus)

Physikerin des Monats - April 2025: Emma Järvinen (Bild: Emma Järvinen)
Die Interviews der ehemaligen ,,Physikerinnen des Monats'' gibt es unter diesem Link.